Talle! Eines der schönsten Dörfer nicht nur in Lippe, sondern in ganz OWL. Ein besonderer Vor-Ort-Besuch für mich, denn hier lebten meine Großeltern und immer noch Verwandtschaft, hier habe ich einst Kirschen im verzweigten Geäst gepflückt, Weihnachten in der guten Stube gefeiert, in Omas Tante-Emma-Laden Süßes geschlickert.
Ein Highlight: Der Besuch im ‚Tempelhaus‘ in fachkundiger Begleitung von Jürgen Prüßner, Mitglied der Dorfgemeinschaft. Großartig, was hier mit rund 1500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geschaffen wurde – und dank auch von LEADER-Mitteln der EU, mit vielen Einzelspenden und der NRW-Stiftung. Hier sollen Kunst, Klön und Kneipe stattfinden in toll renovierter Atmosphäre.
Mich beeindruckt auch der Gedenk- und Erinnerungsort am Alten Friedhof, mit audio-verfügbaren Erklärungen zu den historischen Grabsteinen. Hier hat die Kirchengemeinde ein Projekt geschaffen, das auch als außerschulischer Lernort dienen wird – Lokalgeschichte wird erfahrbar.
Schließlich die gelungene Kirchenrenovierung. Überlieferte Objekte werden mit modernen Positionen verbunden, deutsche Kriegsdenkmäler durch Gedenktafeln für die weltweiten Opfer von Kriegen ergänzt und kontrastiert.
Der „Alte Krug“ aber liegt brach: Leider gibt es weiter keine Dorfkneipe oder eine Einkaufsmöglichkeit. Vielleicht aber besteht Hoffnung – das Bergdorf Talle ist attraktiv für junge Familien. Umso wichtiger, dass der Stadtbus weiterhin zuverlässig Talle ansteuert, und dass der neu gebaute Bürgerradweg eine sichere und schnelle Verbindung herstellt.
Fernblick Fehlanzeige: Bei Schmuddelwetter lag der Wichtel leider im Nebel. Immerhin gelang es uns, bei Bavenhausen die Windkraft von früher und von heute in den Blick zu nehmen. Die Naturerfahrung im Kalletal ist einfach etwas ganz Besonderes.